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Auf einem Sandkorn

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Auf seinem Konto hat er ein Selbstbildnis auf einem Meeressandkorn, für welches ihm ein deutscher Sammler einen neuen VW angeboten hat. Seine Werke sind in den Galerien auf der ganzen Welt zu finden. Stanisław Przewłocki hat niemals eine Kunsthochschule besucht, doch seine Arbeiten beweisen, dass Begabung und Leidenschaft wichtiger sind als ein Diplom.

Atemlose Miniatur

Stanisław Przewłocki ist ein Meister der Aquarelle. Er malt Miniaturen in der Größe 8 auf 6 Millimeter und kleiner. Um auf einem kleinen Stück Papier eine Winterlandschaft zu zaubern, braucht man ein professionelles Vergrößerungsglas, die Präzision eines Uhrmachers, eine sichere Hand und das Auge eines Adlers. Damit hat der Autor keine Probleme, denn während seines Militärdienstes galt er als Musterschütze. In einem Aquarellbild sind keine Nachbesserungen möglich. Nach sieben Minuten ist das Werk fertig.

- „Beim jeden Strich halte ich den Atem auf. Wenn ich mit dem Malen der Miniaturen beginne, muss ich ausgeruht und entspannt sein. Ich bereite mit darauf mehrere Tage vor“ - erklärt Przewłocki.

Die Miniaturen in der Größe einer Briefmarke oder kleiner malt er mit speziellen Pinseln aus Zobel- oder Einhörnchenhaar. Die besten Farben sind die russischen "Leningrads". Das Lieblingsthema sind die Winterlandschaften, denn das Weiß vom Schnee veranschaulicht am besten den Kontrast, was bei einer Miniatur besonders wichtig ist.

Das Atelier in Maślice

Mit dem Künstler spreche ich in seinem Atelier im Stadtteil Wroclaw-Maślice. Er bietet mir eine Tasse Kräutertee an und bereitet die Farben vor. Er spricht sehr gern über seine Arbeit. Ich beobachte, wie er anfängt, eine Miniatur zu malen. Auf dem Tisch stellt er ein 10-faches Vergrößerungsglas. Er setzt seine Brille zurecht und mit jedem Pinselstrich wird die Landschaft sichtbarer.

- „Ich versuche, meine Augen zu schonen“ – beantwortet er lächelnd die Frage nach der Brille und dem Adlerblick – „Deshalb trage ich normalerweise eine "Nullbrille" mit selbsttönenden Gläsern. Ich nutze sie seit der Mitte der 70er Jahre. Das war ein Geschenk von meinen schwedischen Freunden. Bei uns erweckten sie damals Neid, denn Gläser, die beim Sonnenlicht dunkler wurden, waren die absolute Neuheit. Ich habe sie oft verloren, übrigens auch zur Freunde meiner schwedischen Fans, die für jede neue Brille ein Bild bekommen haben.

Selbstbildnis auf einem Sandkorn

Sein kleinstes Werk schuf er auf einem Korn Meersand, der an seiner breitesten Stelle 0,7 Millimeter hatte.

- „Wir waren an der Ostsee in Dziwnów. Ein Freund hat mich provoziert. Er nahm eine Handvoll Sand und scherzte: "Vielleicht könntest du darauf etwas malen?". Ich nahm es mit nach Hause, klebte das Sandkorn auf ein Streichholz und malte ein Selbstbildnis“.

Vor 12 bot ihm ein Sammler aus Berlin dafür... einen nagelneuen VW. Das Auto hat er bis heute.

- „Er fragte mich, was ich dafür haben möchte. Ich antwortete sehr bescheiden, irgendein hübsches Mountainbike wäre gut. Es endete schließlich in einem gemeinsamen Gastmahl, nach dem ich mit einem neuen Volkswagen 4 nach Hause fuhr, der obendrein mit Geschenken vollbeladen war“- erzählt der Künstler.

Mit den Miniaturen hatte er jedoch auch Schwierigkeiten. Vor einer gewissen Zeit erschien in der Presse ein Brief, dessen Autor die Authentizität der Werke von Stanisław Przewłocki in Frage stellte. Er war der Meinung, es sei unmöglich, ein Bild zu malen, das kleiner als eine Briefmarke ist.

- „Menschen, die mir nicht wohl gesonnen waren, sagten, es seien Computerrepliken. Das hat mir sehr weh getan“ – gibt der Künstler zu.

Künstler ohne Diplom

Stanisław Przewłocki ist in den ehemaligen polnischen Ostgebieten aufgewachsen, an der weißrussisch-litauischer Grenze. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen, deshalb konnten ihm seine Eltern nur günstige Aquarellfarben kaufen. Nach Polen kam er zusammen mit seiner Familie im Jahr 1957, mit der letzten Umsiedlerwelle. Er hat kein Diplom einer Kunsthochschule, dennoch wurde seine Begabung vom Kultusminister gewürdigt, der ihm den Status eines Kunstmalers verliehen hat.

In Wroclaw lebt und arbeitet er seit 1973. In seinem Atelier in Wroclaw-Maślice kann man nicht nur Miniaturen bewundern. Er mag Aquarell, Öl, Acryl, manchmal greift er nach Pastellkreiden. Ins Freie fährt er zusammen mit Ehefrau Jolanta.

- „Jola mag lieber den Fotoapparat. Sie fotografiert leidenschaftlich gern und macht schöne Fotos" – erzählt Herr Stanisław und fügt hinzu, dass sich auch seine Tochter Elwira Przewłocka-Choma für eine Künstlerlaufbahn entschieden hat. Ihre Arbeiten sind unter anderem in einigen Galerien Wroclaws zu sehen. Sie ist für ihre gute Werkstatt bekannt. In ihren Bildern kann man besonders gut die Räumlichkeit und die Tiefe spüren. Es gelingt ihr vor allem, die Illusion gut zu vermitteln.

Sein Sohn Łukasz wiederum beschäftigte sich eine Zeitlang mit Satirezeichnung, die jüngste Tochter Marta malt, hat jedoch ihre Werke dem Vater bisher nicht gezeigt.

- „Ich weiß nur, dass jemand, der für sie sehr wichtig ist, auf ein Bild von ihr wartet. Ich glaube, dass wir es bald zu sehen bekommen“ – fügt Herr Stanisław stolz hinzu.

Stanisław Przewłocki hat auf seinem Konto Ausstellungen in den USA, in Australien, Japan, Frankreich, Italien und in Deutschland. Seine Werke werden auf angesehenen Auktionen weltweit gehandelt. Man findet sie in den Sammlungen von Jolanta und Aleksander Kwaśniewski, vom ehemaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac und Gerhard Schröder.

Die nächste Gelegenheit, einige seiner Werke zu sehen, bietet die Ausstellung im Kulturhaus der Siedlung Pilczyce. Die Vernissage ist für Ende Oktober geplant.

Jarek Ratajczak

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