Während des Treffens vor dem Haus des Kupferstechers am Geburtstag von Get sprach der Vizepräsident Wroclaws Adam Grehl von dieser Veranstaltung als von einer schönen Tradition Wroclaws, welche die Erinnerung an den genialen Künstler ehrt. – „Er ist wichtig für Wroclaw und für unsere Aktivitäten im Zusammenhang mit der Europäischen Kulturhauptstadt 2016. Aber auch wichtig im Alltag – weil wir uns über das Interesse für das Haus des Kupferstechers seitens der Einwohner Wroclaws und Touristen freuen. Jede Ausstellung, jede Veranstaltung, Workshops, die hier stattfinden, bewahren den Geist dieses Ortes – entsprechend dem Motto, die Stärke von Wroclaw liege in seinen Einwohnern, darunter auch in seinen Künstlern“ – betonte der Vizepräsident.
Get - Genius loci
Eugeniusz Get-Stankiewicz lebte und arbeitete im Bürgerhaus „Jaś“ seit 1995, seit er von der Stadt einen lebenslangen Pachtvertrag für dieses denkmalgeschützte Gebäude bekommen hat – er renovierte es selbst und richtete dort seine Werkstatt ein, die seit dem das Haus des Kupferstechers genannt wurde. Dort entstanden und wurden aufbewahrt zahlreiche Arbeiten des Künstlers und seine persönlichen Erinnerungsstücke, auch die von Get ins Leben gerufenen eigentümlichen "Institutionen".
- „Vor seinem Tod überließ Get seine Werke dem Nationalmuseum, dem Ossolineum, der Akademie der Schönen Künste“ - sagt der heutige Kustos des Hauses des Kupferstechers Marek Stanielewicz.
– Als ich in das Haus kam, fand ich im Prinzip an den Wänden nichts vor. Dank der Zusammenarbeit mit Janusz Stankiewicz (Bruder von Get – Anm. der Red.) bekam ich einige Abzüge, sie sind aber als Leihgabe da. Mein Ziel ist es allerdings, eine Art Sammlung im Haus des Kupferstechers von unterschiedlichen Menschen aufzubauen“ – fügt Stanielewicz hinzu. Auf diese Weise bekommt der Kustos verschiedene Werke Gets: Grafiken, Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe, Fotos - und deshalb bildet auch die aktuelle Ausstellung "Get w depozycie" („Get als Leihgabe“), die am 14. Mai eröffnet wurde, eine Art Puzzle aus den Werken des genialen Grafikers, Plakatkünstlers und Bildhauers. Leihen konnte man sie u.a. von Krzysztof Albin, Jerzy Andrzejewski, Tadeusz Kuranda, Janusz Stankiewicz, Ewa Milewska, Donata Górka, Zbigniew Hirsch. Seinen eigenen Beitrag zur Ausstellung leistete auch Marek Stanielewicz selbs(z.B. einer der berühmten Wandbehänge Gets, aus der eigenen Küche mitgebracht). Ein Teil dieser Arbeiten bleibt als Dauerleihgabe an den Wänden des Hauses. – „Wenn ich mir es leisten kann und die Preise "normal" sind – kaufe ich auch Gets Werke von verschiedenen Menschen, die hier vorbeischauen und sagen, dass sie etwas verkaufen möchten“ - sagt Stanielewicz.
"Get als Leihgabe" - zeigt Werke des Künstlers aus verschiedenen Schaffensperioden, stilistisch unterschiedlich. Es gibt momentan ca. 40 davon - Grafiken, Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe, Skulpturen. All das wird von persönlichen Gegenständen Gets vervollständigt (wie etwa Werkzeuge, die er bei der Arbeit benutzte), im ersten Stock des Hauses und im Treppenhaus kann man wiederum eine ständige Ausstellung der Grafiken und Fotos des Künstlers besichtigen (darunter aus der Kindheit).
Get "aufgesammelt", oder die Monografie des Schaffens
Während der Ausstellungseröffnung anwesende Jarosław Broda, Direktor des Kulturreferates der Stadtverwaltung, verkündete offiziell, dass im Juni dieses Jahres das lange vorbereitete - und von den Liebhabern der Werke Gets erwartete - große monografische Album über den Künstlern von Mirosław Ratajczak erscheinen wird. – „Es ist eine Publikation des Festivalbüros ESK 2016 und des Verlags Warstwy“ - sagt Direktor Broda.
– „Für das kommende Jahr allerdings bereiten wir eine große Ausstellung der Plakate von Get-Stankiewicz vor, die von einem vollständigen und professionellen Katalog begleitet wird“ – fügt er hinzu.
Das Haus des Kupferstechers "ist kein Skansen"
Natürlich lässt sich heute kaum über das Bürgerhaus „Jaś“ nicht im Kontext des Lebens und Werks des Autors u.a. der berühmten Plakate für das Festival der Singenden Schauspieler sprechen. Zum Beispiel erinnerte Tadeusz Kuranda – ein enger Mitarbeiter von Get, dass jetzt im Mai 18.
Jahre vergehen, als in die Wand des Hauses an der Seite der Kirche St. Elisabeth die umstrittene Arbeit von Get "Mache es selbst" – ein Set aus Hammer, Nägeln und einer Jesusfigur eingemauert wurde. Marek Stanielewicz betont allerdings, dass das Haus des Kupferstechers keine "Erinnerungsstube" sei. Seit langem finden in der ehemaligen Werkstatt des Kupferstechers viele interessante und künstlerisch wertvolle Veranstaltungen statt. – „Jeden Monat wechseln wir die Ausstellung, hier findet der Unterricht mit Studenten der Akademie für Schöne Künste im Bereich der Werkstattgrafik und Grafikdesigns statt. Wir organisieren auch Holzschnitt- und Kupferstichkurse – zuletzt auch im Mai dieses Jahres. Das Haus wird auch für Studienaufenthalte benutzt – in einigen Tagen kommt eine Künstlerin aus Weißrussland hierher, Stasia Sokołowska, um an ihren Grafiken zu arbeiten“ – zählt der Kustos auf.
Man sollte sich auch anschauen, wie er selbst durch das Haus führt und seine spannende Geschichte erzählt - sehen Sie hier .
fot. mawi